Überblick
Dieses ansehnliche Fachwerkhaus, erbaut als Schulhaus im Jahre 1706, zeigt ein ähnliches Zierfachwerk wie das 1700 erbaute Haus Maisch.
Im Schulhaus waren zwei Schullokale und die Wohnungen für die Lehrer untergebracht. Der „Präzeptor“ war hauptamtlicher Lehrer und unterrichtete die älteren Deutsch- und Lateinschüler. Der zweite Lehrer, „Kollaborator“ genannt, unterrichtete die jüngeren Schüler. Bei großen Klassen gab es auch einen „Provisor“ oder Hilfslehrer. Ab 1796 gab es einen besonderen Mädchenschulmeister, ab 1801 einen Knabenschulmeister.
Nach dem Vorbild von Birkach bei Stuttgart richtete der Schulmeister Melchinger 1801 eine „Industrie-Schule“ ein. In der Oberamtsbeschreibung von 1862 wird die Industrieschule als vorhanden erwähnt. 1802 veröffentlichte Melchinger die Schrift „Die Industrie-Schule zu Nagold im Wirtembergischen“, die die Notwendigkeit der Industrieschulen begründet. Nach der Hungersnot 1816/17 förderte Königin Katharina die Entstehung von Industrieschulen in Württemberg als eine Maßnahme der Selbsthilfe gegen Armut.
Trotz Erweiterung des Schulhauses 1807 bestand bald wieder Raumnot. Nach Einweihung der neuen Schule am Burgplatz 1828 fand der Unterricht für sämtliche Schüler der Volks- und Lateinschule dort statt. Seit 1828 ist die Alte Schule in Privatbesitz.